In meiner Auszeit wollte ich unbedingt eine Weitwanderung machen. Mit grossem Rucksack und Zelt. Ein Problem mit dem Rücken im Dezember 2023 liess mich den Plan vorerst vergessen. Als es mir dann im Frühling wieder langsam besser ging, überlegte ich mir die Sache nochmals. Beim Gehen war ich immer noch eingeschränkt und einen all zu schweren Rucksack sollte ich nicht tragen. Also entschied ich mich für eine siebentägige Tour mit Rucksack aber mit Übernachtungen in Hotels. Damit fielen die drei schweren Gepäckstücke Zelt, Schlafsack und Isomatte weg.

Ich begann mit der Planung im April. In Kindheit und Jugend verbrachte ich oft Sommerferien in Quarten und ich war nun seit 30 Jahren nicht mehr dort. Das Hotel gab es noch. Also sollte das mein Startpunkt sein. Über schweizmobil.ch schaute ich, wohin die Reise gehen könnte. So plante ich eine, wie sich später herausstellen sollte, zu anspruchsvolle Route nach Grindelwald und ich bedachte auch den noch liegenden (und im Mai dann noch dazukommenden Schnee) nicht. Der Schnee sollte dieses Jahr ungewöhnlich üppig sein.

Das Ganze sah etwa so aus: Rund 140 km Wegstrecke mit +10’000 Höhenmeter und -9’600 Höhenmeter. Im Nachhinein eine komplette Selbstüberschätzung. Das hätte ich nicht mal zu meinen besten Zeiten 2015/2016 geschafft. Die Realität holte mich dann ein. Ich war darüber aber nicht betrübt.

Auf der Karte zeigen die schwarzen Linien die Strecken, welche ich mit Bus und Bahn zurück gelegt habe.

Tag 1 – Montag, 24. Juni 2024 – Walenstadt->Quarten

Eigentlich wollte ich am Montag mit Bahn und Bus nach Quarten fahren und einfach dort zum Einstieg übernachten. Die Prognosen zeigten für das Wetter ab Mitte Woche aber ein durchzogenes Bild und so wollte ich das prächtige Sommerwetter am ersten Tag nutzen. Ich fuhr von zu Hause nach Walenstadt, kauft mir etwas zu essen und wanderte über Oberterzen nach Quarten.

Ich war nach diesen guten 9 km und 2,25 h platt. Natürlich waren ein paar Höhenmeter drin, es war heiss und der Rucksack schwer. Aber da wusste ich, dass es keine neunstündigen Etappen mit +2000 Höhenmeter an einem Tag geben konnte.

Ich verpflegte mich am Abend im Hotel aus dem Rucksack und genoss die Ruhe und den phantastischen Ausblick dieses Ortes. Das Hotel Neuschönstatt kann ich 100% weiterempfehlen.

Tag 2 – Dienstag, 25. Juni 2024 – Walenstadtberg->Weesen (16,25 km, 4,5 h, +498, -422 hm)

Nach dem Frühstück stresste ich nach Unterterzen um den Zug nach Walenstadt zu erreichen. Es hätte auch einen Bus gegeben. Aber ich wollte eine Stunde früher in Walenstadtberg sein. Dann musste ich feststellen, dass der Bus zwar sonst stündlich fuhr, nicht aber in dieser Stunde. Der Geist der Auszeit meldete sich und verdonnerte mich, eine Stunde Pause zu machen. In einem Kaffee an der Bahnhofstrasse in Walenstadt. Dann noch Verpflegung besorgen und los gings.

Es gab wenig Leute im Bus, obwohl das Wetter toll war. Die Wanderung hoch über dem Nordufer des Walensees belohnt mit prächtiger Aussicht. Zuerst ging es bergab bis nach Quinten und dann gab es einen happigen Aufstieg, der mich fast bodigte. Zuerst im Wald zu Mittag essen und weiter. Gegen 16:00 Uhr in Weesen-Fli im Hotel Flyhof. Ein charmantes Hotel mit netten Gastgebern.

Ich esse im Hotel. Sie haben eine ausserordentlich gute Küche. Vor dem Hotel gibt es einen Badestrand, den ich aber nicht genutzt hatte. Zuerst mal ausspannen, duschen und kleines Nickerchen machen.

Tag 3 – Mittwoch, 26. Juni 2024 – Habergschwändi->Glarus (13 km, 4,25 h, +455, -470 hm)

Das Wetter war schön, die Prognose aber ein bisschen unsicher. Ich wollte nicht riskieren, auf dem Berg in ein Gewitter zu kommen. Die ursprünglich geplante Route kam ja aufgrund des Schnees und der Distanz sowieso nicht in Frage.

Ich entschied mich, mit der Bahn nach Mühlehorn auf der anderen Seite des Walensees zu fahren. Dort verpasste ich den Bus und wartete wiederum eine Stunde. Dann ging es hoch zum Sportzentrum Kerenzerberg und dann mit einem alten Sessellift auf die Habergschwändi.

Es gab ordentlich Höhenmeter. Aber ich traf fast keinen Menschen. Erst beim Abstieg, der an einem Berggasthaus vorbei ging, gab es wieder Leute. Die Kühle der Höhe verflog, als ich hinunter nach Glarus kam. An einem Dorfbrunnen kurz vor Glarus verschnaufte ich nochmals, dann ging es zum Hotel Stadthof. Die Zimmer waren sehr einfach und in die Jahre gekommen. Aber es war ok, die Gastgeber freundlich.

Ich entschied mich bei Mc Donalds zu essen und musste zum Stadtrand. Weil ein Gewitter aufzog, nahm ich den Bus soweit möglich. Die letzten 800 m musste ich zu Fuss und eine Viertelstunde im Bushäuschen warten, bis der Regen vorbei war. Spätestens hier merkte ich: Den Schirm zu Hause zu lassen, war ein Fehler. Das war aber am Schluss der einzige Gegenstand, den ich vermisste.

Tag 4 – Donnerstag, 27. Juni 2024 – Richisau->Muotathal (16,5 km, 5,75 h, +540, -830 hm)

Der Tag begann mit Regen, dann klarte es aber auf. Frühstück und dann mit dem Bus hinauf zum Klöntalersee, an diesem vorbei bis zur Endstation des Busses nach Richisau. Nun begann es zu tropfen. Den Poncho liess ich aber im Rucksack und das sollte den Tag über auch so bleiben.

Der Aufstieg zum Pragelpass war nicht all zu streng, da in die Länge gezogen. Dort ass ich draussen vor der Kapelle zu Mittag. Ein trockener Wind und ab und an etwas Sonne trockneten die verschwitzten Sachen schnell. Bildtelefon mit meiner Frau, da nun wieder Mobilfunkempfang.

Der Abstieg war sanft und führte durch Herden mit Mutterkühen, was mich ab und zu etwas nervös machte. Die Füsse schmerzten dann ordentlich, als ich in der Husky Lodge (dem schönsten Hotel/Zimmer der Tour) ankam. Ich wusch meine Sachen, legte sie an die Sonne zum Trocknen, schmiedete Pläne für Freitag, und schrieb mein Tagebuch. Ich war in der Auszeit angekommen.

Zum Essen hatte ich auf 19:00 Uhr reserviert und gönnte mir Spare Ribs.

Tag 5 – Freitag, 28. Juni 2024 – Sisikon->Attinghausen (14,5 km, 3,75 h, +311, -430 hm)

Der Plan über das Hürital nach Bürglen/Attinghausen zu kommen, war schon wegen des noch liegenden Schnees nicht realisierbar. Ich entschied mich für einen attraktiven Weg (ein Teil des «Wegs der Schweiz») entlang des Urnersees.

Mit Bus und Bahn ging es nach Sisikon. Von dort verläuft der Weg entlang des Sees mit spektakulärem Panorama bis nach Flüelen. Danach durch die Betonwüste der «Riviera» von Flüelen und entlang der Reuss nach Attinghausen. Es war sehr heiss an diesem Nachmittag und der Weg zog sich. Ich erreichte am späteren Nachmittag das Hotel Krone in Attinghausen.

Auch hier wurde ich nett bewirtet, während ein Gewitter niederging.

Tag 6 – Samstag, 29. Juni 2024 – Dallenwil>Grafenort (10,5 km, 2,5 h, +120, -490 hm)

Der Weg über den Surenenpass war mein ursprünglicher Plan. Der Wirt der Krone meinte, es liege wohl noch recht viel Schnee oben. Zudem war die Wetterprognose bezüglich Gewitter unsicher.

Ich entschloss mich für eine kurze entspannte Etappe. Ich fuhr mit Bus und Bahn nach Stans bzw. Dallenwil. Von dort ging ich bis nach Grafenort, ass ich einem Waldstück zu Mittag und entschied mich dann aufgrund eines drohenden Gewitters, mit dem Zug nach Engelberg zu fahren.

Das Gewitter liess aber noch lange auf sich warten. Es blieb in Engelberg bei sehr trockener und warmer Luft inkl. Saharastaub bis ca. 18:00 Uhr trocken.

Tag 7 – Sonntag, 30. Juni 2024 – Sarnen>Lungern (19 km, 4,75 h, +350, -470 hm)

Heute war ein Regentag angesagt. Der Regen war mir egal. Nur den Gewittern wollte ich nicht begegnen. Mein ursprünglicher Weg über den Jochpass und die Engstlenalp war wiederum durch Schnee blockiert. Also aus dem Tal zurück und einen anderen Weg nehmen.

Ich entschied mich, mit dem Zug nach Sarnen zu fahren. Von dort ging es, immer wieder mit starken Regenschauern, an Sarner- und Lungernsee vorbei nach Lungern. Mein Poncho erwies sich als gute Investition. Es war ein wirklich entspannter Tag.

Von Lungern fuhr ich dann mit der Bahn via Meiringen nach Innertkirchen, wo das Hotel Hof + Post direkt am Bahnhof Innertkirchen-Grimseltor gelegen ist. Am Abend nochmals Essen im Restaurant.

Am Montag fuhr ich mit der Bahn zurück nach Hause, da es Bindfäden goss. Ich stornierte das Hotelzimmer in Grindelwald ohne grosse Wehmut und freute mich auf zu Hause!

Vielleicht komme ich am Ende meiner Auszeit nochmals zurück. 🙂