Reise in die Vergangenheit

Der Sonntagsausflug mit meinen beiden Jungs und meinem Schwager war in doppelter Hinsicht eine Reise in die Vergangenheit. Einerseits habe ich einen wesentlichen Teil meiner Rekrutenschule an diesem Ort verbracht und andererseits stammt das Bauwerk dort aus einer längst vergangenen Zeit. Aber alles der Reihe nach.

Oberhalb von Bad Ragaz bei Pfäfers auf dem St. Margretenberg tief im Fels liegt die ehemalige Armeefestung Furggels. Eine der drei grössten Festungen ihrer Art in der Schweiz. Damals im Sommer 1997 verschlug es mich während meiner Rekrutenschule ungewollt dorthin. Die langen dunklen Stollen, der modrige Keller-Geruch, die eisige Kälte, die feuchten Wände, das Tropfen von den Decken und das schummrige Licht blieben nachhaltig in meiner Erinnerung. Damals, noch als Kriegsfestung der Geheimhaltung unterstellt, war es mir und meinen Kameraden untersagt etwas über den genauen Standort oder die Architektur des Werks zu verraten, geschweige denn Photos vom Inneren oder der Eingänge der Festung zu machen. Wie die Durchsicht meiner Militärphotos aus dieser Zeit ergab, habe ich mich tatsächlich daran gehalten. Was mich nicht weiter verwundert. 🙂

Schon vor ein paar Jahren stiess ich im Internet auf die Information, dass die Festung Ende 2002 aus der Geheimhaltung entlassen, später von einer Privatperson erworben und zu einem Museum geworden ist. Die Familien mit Schulkindern, Frauen mit Kinderwagen, junge händchenhaltende Pärchen. All das irritierte mich an diesem Sonntag; passte es doch so gar nicht zu meinen Erinnerungen zur Bevölkerung der Stollen und Bunkerräume von damals

Letzte Woche reservierte ich uns einen Besichtigungstermin. Um 10.30 Uhr waren wir nach einstündiger Fahrt angekommen. Die lange steile Strasse von Bad Ragaz nach Pfäfers und dann hinauf nach St. Margretenberg war mir noch in guter Erinnerung. Den früher als schlichter Schuppen getarnte Haupteingang zieren heute Hinweistafeln, Lampen und Schilder mit Restaurant-Öffnungszeiten. Wir parkieren unser Auto oben im Dorf und ich zeige meinen drei Begleitern einen zweiten Eingang auf der Wiese, der als Holzbaracke getarnt ist.

Am Haupteingang
Am Haupteingang

Wir betreten die Festung durch den Haupteingang und treffen bei der Lastwagen-Drehscheibe auf unseren Führer. Der Geruch von damals versetzt mich sofort 18 Jahre zurück. Die Führung führte uns sowohl durch mir wohlbekannte als auch unbekannte Bereiche. Da wir als «Festungspioniere» mit den Geschützen der Festung nichts zu tun hatten, bekamen wir die 10,5 und 15 cm Kanonen nie zu Gesicht. (Nicht, dass ich ein Militärfan oder Armeebefürworter wäre. Nein, wirklich nicht. Die ganze Technik und die Geschichte sind aber doch sehr faszinierend und beeindruckend. Und da die vielen Millionen ja schon ausgegeben sind, möchte ich mit meinem Besuch wenigstens etwas zur Erhaltung der Investition beitragen.) Der Bau des Werks wurde 1939 begonnen und 1945 fertigstellt. Dazwischen gab es verschiedene Modernisierungen; zuletzt wurden 1988 grössere Investitionen getätigt. Während unserer Besichtigung sahen wir aber vor allem Relikte aus längst vergangenen Tagen: Telefonzentralen mit Stöpselverbindungen und Wählscheibentelefonen, riesige Dieselmotoren, und Elektrotechnik wie auf der Titanic. Zum Schluss unserer Tour machten wir einen Rundgang durch den zentralen Bereich der Festung im Untergeschoss mit Schlafräumen, Küche, Mannschafts- und Offiziermessen, Büros und Lagerräumen. In unserem Schlafraum waren tatsächlich die Doppelstockbetten nach da; mein Bett konnte ich jedoch nicht mehr sicher identifizieren.

Schnitzel mit Pommes-Frites und etwas zu Trinken im Bunker-Restaurant bildeten den Abschluss unseres Ausflugs. Die Jungs waren begeistert und mein Schwager hat das frühe Aufstehen nicht bereut.

Wenn ihr selber einmal Lust habt, Furggels zu besuchen, dann findet ihr alle Informationen unter http://www.festung-furggels.ch/

Schrägstollen UG-OG
Schrägstollen UG-OG