Bieler Lauftage am 09./10.06.2017

Bieler Lauftage

Schon letztes Jahr habe ich mit den Bieler Lauftagen geliebäugelt. Die (für Schweizer Verhältnisse) weite Distanz und der damit verbundene logistische Aufwand hatten mich bisher von einer Teilnahme abgehalten.

Die Bieler Lauftage sind vor allem für ihr legendäres 100-km-Rennen bekannt. Neben diesem Monster gibt es viele weitere Wettkampf-Kategorien unter anderem einen 56-km-Ultramarathon und den Halbmarathon. Wobei ich mir als 1/2-Marathon-Teilnehmer an diesem Lauf, ob der vergleichsweisen kurzen Distanz, schon fast belächelt vorkam. Aber das war wahrscheinlich Einbildung.

Da ich bei St. Gallen wohne, liegt Biel nicht gerade um die Ecke.  Das Rennen startete um 22:30 Uhr im Biel und das Ziel ist im benachbarten Aarberg. Nachher mit dem Auto nach Hause fahren schloss ich aus. Ich reservierte auf dem Campingplatz in Sutz.

Im Gubristtunnel

Ich war an diesem Tag den ganzen Tag bei einem Kunden in Winterthur. Kurz vor 17:00 Uhr besorgte ich mir noch etwas Brot für das Abendessen und fuhr los. Bis nach Aarau war sehr viel Verkehr und ich verlor ca. 45 Minuten. Ich umfuhr Biel, wo es wegen des Laufs Strassensperrungen gab und war um 19:30 Uhr auf dem schönen Campingplatz in Sutz am Bielersee.

Mein Zelt steht.

Ich stellte mein Zelt auf, zog meine Laufsachen an  und packte meinen kleinen Rucksack mit Ersatzkleidern, Duschzeug und Wasser. Gegessen hatte ich schon während der Autofahrt. Ich ging zu Fuss nach Sutz zum Bahnhof der Schmalspurbahn Biel-Täuffelen-Ins (dir mir aus meiner Schulzeit die ich zum Teil in Ins verbrachte noch als «Bieler Schnegg» bekannt war) und fuhr um 20:30 Uhr nach Biel.

Am Bahnhof in Sutz

Ich schloss mich dem Strom der anderen Läufer an,  um das Start-/Zielgelände zu finden. Dort holte ich meine Startnummer und das T-Shirt ab. Danach begab ich mich zur Turnhalle «Les Esplanades» um mein Gepäck nach Aarberg aufzugeben. Ich überlegte noch, ob ich die dünne Jacke anbehalten sollte, entschied mich aber dagegen. Es war die richtige Entscheidung, sollte ich doch bereits während des Einlaufens ins Schwitzen kommen. Auch auf die Stirnlampe verzichtete ich.

Warten auf den Start

Es blieb noch eine Stunde Zeit, die ich mir auf dem Startgelände vertrieb. Es war eine tolle Stimmung zu der der Charme der Romands als auch das Sommernachtswetter beitrugen. Ich trank mein Wasser aus und ging, nachdem ich den Start zum 100- und 56-km-Lauf mitverfolgt hatte, ebenfalls zum Start.

Gleich geht es los

Um 22:30 Uhr ging es los und ich hatte schon wieder Durst. Eine tolle Voraussetzung. Zunächst ging es zwei grosse Runden, ich verlor die Übersicht total, durch die nächtliche Innenstadt von Biel. Es gab viel Publikum und ich trank zwei Mal Wasser. Ich startete gemässigt, merkte aber dennoch bald, dass der Puls zu hoch war. Nach KM 8 verliessen wir die Stadt und bei KM 10 nach Port kam ein langezogener aber dennoch ziemlich anspruchsvoller Anstieg. Ich hielt mich nicht gross zurück und kam recht gut oben an. Nach einem kurzen flachen Stück ging es steil bergab.

Ab ca. KM 16 begannen die Waden zu krampfen. Ich musste das Tempo auf am Ende 05:30 vermindern. Ich wollte keinen richtigen Krampf provozieren. So waren diese letzten Kilometer unschön. Lunge und Herz wären für mehr Geschwindigkeit zu haben gewesen, nicht aber die Beine. Für mich eine bis dahin unbekannte Situation. Ich war dann froh im Ziel zu sein. Mit einer Zeit von über 1:47 natürlich unglücklich! So langsam war ich noch an einem Wettkampf.

Ich bekam eine Medaille umgehängt und schüttete das überreichte Getorade in mich hinein. Am Brunnen wusch ich mir das Salz von Gesicht und Händen, trank nochmals Wasser und machte mich dann zu den Garderoben auf.

In Aarberg im Ziel

Entlang der Strecke der 100- und 56-km-Läufer ging es gefühlte zehn Kilometer durch die Nacht bis zur Turnhalle. Ich war froh, dass ich das Schicksal der vorbeiziehenden Ultramarathonläufer nicht teilen musste.

Ich schnappte mir meinen Rucksack, duschte, zog mich um und ging zum Parkplatz wo nach kurzem Warten der Bus eintraf, der mich zurück nach Biel bringen sollte. Die Fahrt war so lang, dass ich mir dachte, dass ich zu Fuss wahrscheinlich schneller gemessene wäre.

Wir kamen dennoch um ca. 01:30 Uhr an. Google Maps führte mich dann zielsicher zum Campingplatz. Die 45 Minuten Marsch durch die Nacht waren ein gutes Auslaufen.

Im Zelt futterte ich noch etwas kleines, nachdem ich unterwegs nochmals eine Flasche isotonisches Getränk geleert hatte. Kurz vor drei war ich in meinem Schlafsack. Am Morgen ging es dann mit dem Auto zurück nach St. Gallen.

Fazit: Trotz der frustrierenden Wettkampfzeit war es ein tolles Erlebnis, eine Veranstaltung mit viel Charme! Auf jeden Fall nächstes Jahr wieder!