Mein erster Halbmarathon am Hallwilerseelauf 10.10.2015 – 01:46:46 h

Entscheid

Meinen Entscheid, am Halbmarathon am Hallwilersee mitzumachen, fällte ich am 2. August 2015, nachdem ich erstmals 18 km am Stück gelaufen war. Eine Woche später lief ich dann auch das erste Mal die Wettkampfdistanz über 21,1 km. Das Wetter war nass und ich meisterte die Strecke in 1:53:19. Ich setzte mir das Ziel von 1:50 h für den Hallwilerseelauf.

Vorbereitung

In den verbleibenden zwei Monaten galt es die Fitness zu halten und fleissig weiter zu trainieren. Meine Auvergne-Wanderung im September war eine willkommenen Abwechslung und Unterbrechung des Lauftrainings. Das beschauliche und gemütliche Wandern mit dem schweren Rucksack stellte das entschleunigte Gegenteil meiner Runden-Mess-Trainings dar. Dennoch freute ich mich, danach wieder die Laufschuhe anzuziehen und loszulaufen. Ich las Artikel über die richtige Vorbereitung. Was soll man während des Trainings und vor allem vor dem Wettkampf essen? Soll man dehnen oder nicht? Wenn ja, vorher oder nachher? Was soll man anziehen? Was soll man mitnehmen? Eine Checkliste mit 40 Punkten für einen Halbmarathon? Ich weiss nicht recht. Als ich angefangen habe zu laufen, hatte ich Schuhe für 19.90 und einen Bauwollsweater und alles war gut. Aber die Zeiten ändern sich und gute Schuhe und funktionelle Anziehsachen machen das Laufen natürlich angenehmer und darauf möchte ich auch wieder nicht verzichten. Trotzdem wollte ich am Boden bleiben und es nicht übertreiben.

Die Tage wurden mit dem September kürzer und kälter. Mein Trainingsstart am Morgen verlagerte sich langsam von 06.00 Uhr gegen 07.00 Uhr. Unter der Woche absolvierte ich zwei Läufe um die 10-13 km und am Wochenende einen langen Lauf zwischen 15 und 18 km. Am Wochenende blieb am Morgen genug Zeit und ich konnte meine Familie mit frischen Sonntags-Zmorgen-Gipfeli versorgen. Meine Strecke am Bodensee variierte ich in Richtung Egnach.

Eine meiner langen Laufstrecken
Eine meiner langen Laufstrecken am See entlang

Die richtige Pace finden

Meine Läufe zeichnete ich mit der Smartphone-App «Runkeeper» auf. Die App zeichnet mittels GPS des Smartphones die Strecke auf und ist dadurch in der Lage Rundenzeiten und Geschwindigkeit zu bestimmen. Ich trug also mein iPhone immer in einer Hüfttasche mit. Die Rundenzeiten teilte mir die Stimme aus dem Smartphone mit. Je nach Pegel der Umgebungsgeräusche aber nicht immer 100% hörbar. Bei langen Läufen ist es wichtig, das Anfangstempo auf keinen Fall zu hoch zu halten. Wenn man irgendwo etwas zum Halbmarathon liest, dann ist es genau das. Wie (jeder) andere Läufer auch, tendiere ich zum schnellen Laufen. Schon nach 2 km war ich einfach zu schnell. Andererseits musste ich ja mit der Zeit schneller werden, um das Ziel zu erreichen. Die technischen Hilfsmitteln sind dafür wirklich nützlich. Aus den Erfahrungswerten meiner aufgezeichneten langen Läufen stellte ich eine Ziel-Rundentabelle für den Halbmarathon zusammen. So kam ich per Hochrechnung auf eine Zeit von rund 1:47 h. Das wäre dann unter 1:50 und somit Ziel erreicht. Da ich das iPhone nicht mittragen mochte, besorgte ich mir noch eine GPS-Laufuhr.

Meine Ziel-Rundenzeiten auf meinem Arm.
Meine Ziel-Rundenzeiten auf meinem Arm.

Renntag

Wir entschieden uns schlussendlich für die Anfahrt mit dem Auto. Mit der Bahn mit vier mal Umsteigen war mir dann doch etwas zu umständlich. Von Anfang an haben meine Frau und die Jungs gesagt, dass sie mitkommen werden. Am Vorabend packte ich meinen Rucksack mit den trockenen Kleidern für die Heimreise, Duschzeug, eine Banane und ein Snickers. Für die anderen machte ich Sandwiches. Am Abend kochte meine Frau Spaghetti, was eine ideale kohlenhydratreiche Mahlzeit darstellte. Am Morgen war ich sehr nervös und mein Magen machte sich bemerkbar. Frühstück ass ich trotzdem. Um 10:00 Uhr dann noch einen Teller Spaghetti bevor es losging. Es hatte wenig Verkehr und so waren wir um 11.45 Uhr beim Park & Ride in Reinach. Der Shuttlebus brachte uns nach Beinwil an den Start. Ich holte meine Startnummer mit dem Transponder ab. Wir machten noch einen Abstecher zum See und zum Zielbereich, bevor wir wieder zurück zum Start liefen. Das war Aufwärmtraining genug. Das Wetter war mit ca. 12° C und Bewölkung ideal. Ich stellte mich im Block H auf. Es galt noch 45 Minuten zu warten. Die Zeit verging aber rasch. Ich zog meine lange Hose aus und die Laufschuhe an.

Das Rennen

Um 14:08 ging es los. Die Strecke verlief auf einer breiten Strasse abwärts Richtung See. An mir zog praktisch der ganze Startblock H vorbei, was mich anfangs ziemlich verunsicherte. Sollten wirklich alle so viel schneller laufen als ich? Oder machen alle den blöden Anfängerfehler und laufen am Anfang viel zu schnell? Eigentlich gar nicht möglich, weil ja alle ihre technischen Spielsachen dabei haben. Da es wirklich ziemlich stark abwärts ging und ich nicht auch noch bremsen wollte, lief ich meine ersten 3 km viel schneller als geplant. Als es wieder flach wurde ging ich auf die angestrebte Pace von 05:20 zurück. Als ich die ersten stark schnaufenden Kontrahenten bei KM 4 überholte, wusste ich, dass ich doch nicht alles falsch machte. Ab ca. KM 5 war ich permanent auf der Überholspur, was angesichts des schmalen Seeuferwegs nicht ganz einfach war. Bis KM 10 atmete ich fast noch mit Normalfrequenz. Es war einfach herrlich. Ab KM 15 (inzwischen war ich bei einer Pace von ca 5:00) musste ich auch langsam fester schnaufen. Aber es war ok. Unbekannte Strecken laufen sich immer einfacher, weil man nicht weiss, was nach der nächsten Ecke kommt. An der Strecke gab es immer wieder Zuschauer, die den Namen auf deiner Startnummer lasen und «Hopp Christian» riefen. Bis zum Schluss reichte es immer für ein Lachen an die betreffende Person. Der See war inzwischen umkreist und wir waren auf dem Rückweg nach Beinwil. Ab KM 17 zog es mich immer stärker und ich wurde schneller. Die Sanitätsposten wurden häufiger. Patienten habe ich aber nur einen gesehen. An fast jedem Versorgungsposten nahm ich einen Schluck Wasser. Die letzten Kilometer vergingen rasant und am Schluss bereute ich, dass ich nicht noch schneller gelaufen war. Ich hatte mir die Kraft zu lange aufgespart. Mit 1:46:46,5 lief ich ins Ziel. Dann gab es drei Becher Rivella. Ich traf meine Frau und die Jungs. Es war ein super Gefühl, es geschafft zu haben. Auf das Duschen im grossen Zelt hatte ich keine Lust. So trocknete ich mich ab, zog mich um und wir machten uns auf den Heimweg. Schon auf der Rückreise dachte ich über das nächste Rennen nach. Es kommt bestimmt.

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