Meine WESA-Bahn läuft wieder

Von 1945 bis in die Mitte der 1960er-Jahre produzierte die Firma WESA AG in Inkwil die legendäre Schweizer Modelleisenbahn gleichen Namens mit Spurweite 13 mm. Mein Vater, Jahrgang 1945, bekam in seiner Jugendzeit von seinen Eltern eine solche Bahn geschenkt. Er ging sorgsam mit ihr um und so kamen auch ich und mein Bruder auch in den Genuss der WESA-Bahn. Mitte der 80er-Jahre waren wir alt genug, selbständig damit spielen zu dürfen. Da die Produktion der Bahn 1966 eingestellt wurde, konnten wir kein Teile im Laden dazukaufen. Mein Vater kannte aber jemanden in Weinfelden TG, der über eine umfangreiche WESA-Bahn verfügte und Rollmaterial, Schienen und Ersatzteile verkaufte. Wenn unser Vater nach Weinfelden fuhr, warteten wir zu Hause gespannt, was er mitbringen würde. So kamen zu den sehr alten Teilen auch ein paar neuere Sachen dazu.

Später bekamen mein Bruder und ich eine Märklinbahn geschenkt, und die WESA blieb von da an in ihrer Kiste im Estrich. Irgendwann in meiner Teenagerzeit übergab mir mein Vater die Bahn. Ich stellte sie auf. Während meiner Abwesenheit hatte mein jüngerer Bruder die glorreiche Idee, die Achsen der Waggons mit Sonnenblumenöl zu fetten. Das Öl verwandelte sich in kürzester Zeit in eine zähe gelbe Paste. Ich versuchte, die Waggons zu reinigen. Nach einigen Tagen gab ich auf und verpackte alles. Inzwischen hatten die Lokomotiven grosse Verschleissspuren. Die Schleifer (Stromabnehmer auf den Schienen), die Kohlen (am Motor) und einige Grühlampen müssten ausgetauscht werden. Auf der Spielzeugmesse in St. Gallen Mitte der 90er-Jahre fand ich einen Stand, wo WESA-Teile verkauft wurden. Ich nahm die Visitenkarte mit. Auf der Webseite des Anbieters sah ich, welche Ersatzteile verfügbar sind. Das Ganze versandete dann wieder.

Inzwischen sind meine Kinder im Modelleisenbahnalter angekommen. Auch sie haben eine Batterie-Märklinbahn. Trotzdem hatte ich vor zwei Wochen den Gedanken, die Bahn wieder flott zu machen. Ich holte den Karton aus dem Keller und packte alles aus. Die mit Sonnenblumenöl verklebten Waggon waren immer noch sauber verpackt. Die Lokomotiven nahm ich aus den Schachteln und zerlegte sie in ihre Einzelteile. Ich notiert auf einer Liste alle benötigten Ersatzteile. Es waren etwa zwölf Teile. Neben Schleifer und Kohlen auch noch verschiedene Schrauben.

Im Internet suchte ich die Webseite von der Visitenkarte und fand die meisten Teile aufgeführt. Ich hätte sie auch online bestellen können. Da ich aber wegen der nicht aufgeführten Teile nachfragen wollte, beschloss ich den Laden aufzusuchen. Mit den Jungs fuhr ich also am Samstagmorgen (natürlich mit dem Zug) via Rapperswil nach Wetzikon. Vom Bahnhof waren es noch ca. 15 Minuten zu Fuss bis zum Amiba Lockschuppen. Ich hatte alle Lokomotiven und defekten Teile dabei. Die Beratung war perfekt und ich erhielt fast alle benötigten Ersatzteile. Wir kauften dann spontan noch eine riesige Kiste alter Märklin-Metallgleise.

Auf dem Rückweg blieb noch Zeit für einen Rundgang in Rapperswil, um meinen zwei Jungs den Ort zu zeigen, wo mein Vater aufgewachsen ist und auch ich viel Zeit in meiner Kindheit verbracht habe. Den Rest des Wochenendes verbrachte ich damit alle Ersatzteile einzubauen, die restlichen verklebten Waggons zu reinigen und die Bahn wieder flott zu bekommen. Du Jungs waren begeistert und hatten Spass mit der «alten Lady» zu spielen.  Sie fährt: https://youtu.be/S39Vc2Kyt4E

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